Sanierung des Gasteig im Münchener Forum
Gespräch mit Benedikt Schwering, dem Geschäftsführer der MRG, über die Sanierung des Münchner Gasteig.
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Eines der größten Kultur- und Bildungszentren Europas wird für die nächsten Generationen fit gemacht.
Philharmonie, Kulturzentrum, Lern- und Bildungsplattform, Treffpunkt für Menschen allen Alters und jeglicher Herkunft: Der Münchner Gasteig ist all das und noch viel mehr. Seit seiner Errichtung in den 80er Jahren lässt sich der charakteristische rote Ziegelbau nicht mehr wegdenken aus München, aus Bayern – ja, aus ganz Europa.
Am „gachen Steig" Haidhausens, kurz vor dem Müllerschen Volksbad, treffen sich Menschen, um gemeinsam zu hören und zu sehen, zu lesen und zu lernen, Musik zu machen oder Musik zu genießen. Beim Diskutieren und Reflektieren, beim Experimentieren und Interagieren, beim Kollaborieren und Kooperieren wird Vielfalt gelebt. Wer hierherkommt, will sich mit anderen verbinden: respektvoll und auf Augenhöhe.
Der Gasteig, Münchens ikonisches und international bekanntes Kultur- und Bildungszentrum, muss umfassend saniert werden, weil seine technische Infrastruktur nicht mehr tragfähig und ein sicherer Betrieb in absehbarer Zeit unmöglich ist.
Die Generalsanierung bietet die Chance, diesen Ort zu erhalten und zugleich ein Stück weiter zu denken: Als Heimat für musikalische Exzellenz mit neuen akustischen Vorzeichen. Als Forum für Bildung und Weiterbildung. Als städtischer Raum für kulturellen Austausch, Experimente und Interaktion. Als Ort gelebter Demokratie und als Resonanzboden einer offenen Gesellschaft.
Mit anderen Worten: Der generalsanierte, der „Neue Gasteig" soll zentraler Anlaufpunkt in einer Stadt sein, in der Kultur und Bildung keine Verhandlungsmasse sind. Sondern eine Frage der Haltung.

Als 100%ige Tochter der Stadt München übernimmt die MRG bei diesem Projekt die Gesamtverantwortung und die Rolle der Bauherrin. Sie steuert und koordiniert sämtliche Schnittstellen zwischen den Beteiligten, sorgt für Qualität, hält Termine im Blick, organisiert die Finanzierung für das Gesamtprojekt– und bringt Planung, Politik und Praxis in Einklang. Das tut sie – wie bei allen ihren Projekten – mit viel Weitblick. Und gleichzeitig mit einem scharfen Auge für Details. Klar ist: Bei der Generalsanierung des Gasteig handelt es sich um ein Projekt voller Herausforderungen, aber auch Chancen. Denn:
Die MRG baut an einem Zukunftsort für ganz München.
Größe, Investitionsvolumen, gesellschaftliche Bedeutung: Die Generalsanierung des Gasteig ist in jeder Hinsicht außerordentlich.
rund 90.000 m²
etwa 710 Mio. € netto
2034/2035
Münchner Philharmoniker, Münchner Stadtbibliothek, Hochschule für Musik und Theater München, Münchener Kammerorchester, Münchner Volkshochschule, Gasteig München GmbH, Kulturreferat
erweitertes Raumangebot, mehr Ein- und Ausblick, neue Bühnen-, Veranstaltungs- und Medientechnik, barrierefreie Zugänge, integrierte Logistikflächen, architektonische Besonderheit: eine gläserne Kulturbrücke, die alle Gebäudeteile miteinander verbindet
Der Münchner Stadtrat hat die Generalsanierung mit einem starken Bekenntnis zu Inklusion und Barrierefreiheit beschlossen. Der Gasteig soll für alle offen sein, deshalb reicht das Spektrum geplanter Maßnahmen von stufenlosen Zugängen über breite Türen, Behindertenparkplätze, induktive Höranlagen und barrierefreie WCs bis hin zu Führungen in leichter Sprache und die Zulassung von Assistenzhunden.
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Der Gasteig der Zukunft will mehr denn je ein Ort sein, der verbindet: Menschen, Kulturen, Sprachen, Ideen. Die geplante Kulturbrücke steht sichtbar für diesen Anspruch.
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Nichts ist so nachhaltig wie Kultur und Miteinander in einem Bestandsgebäude für die Zukunft zu bewahren.
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Auf dem Dach der Philharmonie soll ein öffentlich zugänglicher Aussichtspunkt entstehen: mit weitem Blick über die Isar und die Stadt. Das gastronomische Angebot, das dort geplant ist, könnte sich als weiterer Höhepunkt des zukünftigen Kulturhauses etablieren.

Ob neue Akustik für die Philharmonie, Gebäudesicherheit, Bühnentechnik oder Digitalisierung der Bibliothek: Der Gasteig bekommt ein technisches Upgrade vom Feinsten.
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Jede der Einrichtungen im Gasteig – die Philharmonie, der Carl-Orff-Saal, die Münchner Stadtbibliothek, die Volkshochschule und die Hochschule für Musik und Theater München – erfährt im Zuge der Sanierung eine individuelle Transformation.
Auf dem Boden der bisherigen Nutzungen, der bekannten und zukünftigen Bedürfnisse sowie der Wünsche und Erwartungen der Nutzer*innen werden sie behutsam, aber bestimmt in ein modernes Zeitalter überführt.
Die Philharmonie wird akustisch wie atmosphärisch in die Zukunft katapultiert: Steilere Ränge bringen das Publikum näher ans Geschehen, ein markanter Deckenreflektor und die sorgfältige Anordnung der Sitzplätze schaffen ideale Voraussetzungen für exzellenten Klang. Für die akustische Planung zeichnet Yasuhisa Toyota verantwortlich.
Ergänzt wird das Konzerterlebnis durch eine Lichtinstallation aus Hunderten von LED-Stäben, die wie eine leuchtende Wolke über dem Saal schweben.
Die Münchner Stadtbibliothek entwickelt sich im Neuen Gasteig zu einem offenen Treffpunkt für die Stadtgesellschaft. Über die Ausleihe von Büchern und Medien hinaus lädt die Bibliothek von morgen zum Lernen, Arbeiten, Lesen, Diskutieren – und auch zum Mitgestalten ein.
Großzügige Fensterflächen bringen Licht und Weite, Treppenlandschaften werden zu flexiblen Aufenthaltsorten. Zonen für konzentriertes Arbeiten wechseln sich mit Bereichen für Austausch und Begegnung ab. Mit moderner Open-Library-Technologie sind Ausleihe und Rückgabe rund um die Uhr möglich.
Und ein weiteres Highlight ist geplant: Ein Lesecafé auf dem Dach verbindet Hören, Lesen und Erleben mit einem großartigen Weitblick über die Stadt.
Die Hochschule für Musik und Theater bekommt im Neuen Gasteig Räume, die ganz auf die Zukunft der Ausbildung ausgerichtet sind. Ein großzügiger Saal stärkt die Kammermusikausbildung, während ein neuer Orchesterprobensaal zusätzliche Möglichkeiten für Ensembles eröffnet.
Die Schlagzeugklassen rücken in einem eigenen Cluster enger zusammen – ideale Voraussetzungen für gemeinsames Musizieren. Mit dem neuen Tonstudio samt separatem Aufnahmeraum und direkter Vernetzung zu angrenzenden Räumen wird zudem State-of-the-Art-Technik implementiert, die professionelle Audio- und Videoproduktionen auf höchstem Niveau erlaubt.
Mit der wachsenden Stadt wächst auch der Bedarf an Erwachsenenbildung. Im Neuen Gasteig bekommt die Münchner Volkshochschule dafür die passenden Räume: großzügiger, heller, mit direktem Tageslicht. Lernen soll hier Spaß machen und weiter motivieren.
Parallel zur digitalen Anmeldung bleibt die persönliche Beratung ein Herzstück – die völlig neu gestalteten Flächen laden zum Ankommen und Austauschen ein. Ein besonderes Highlight ist das Forum im ersten Stock, das durch seine offene Architektur von außen frei einsehbar ist. Bis zu 300 Gäste finden hier Platz und können Debatten und Vorträge zu aktuellen Themen hautnah verfolgen.
Auch der Carl-Orff-Saal erhält eine neue Rolle. Ein innovatives „Klapp-Parkett“ verwandelt den Raum in einen flexiblen Multifunktionssaal. Rund 800 Besucher*innen können hier künftig ein breites Spektrum erleben – von zeitgenössischem Theater und experimentellem Musiktheater bis zu Film, Jazz, Pop, Chorkonzerten und Kammermusik.
Mit seiner hohen akustischen Qualität bietet der Saal beste Bedingungen. Deshalb soll er künftig auch als feste Spiel- und Wirkungsstätte des Münchener Kammerorchesters dienen, das im Neuen Gasteig zusätzlich Probenräume und seinen Verwaltungssitz bezieht.
Im Neuen Gasteig rückt die Kulturvermittlung noch stärker ins Zentrum. Gleich im Erdgeschoss entstehen rund 900 Quadratmeter als offene Anlaufstelle – mit Arenen, Labs und Bereichen, die zu Experimenten und zur Zusammenarbeit einladen.
Auch an Familien ist gedacht: Eine integrierte Kinderbetreuung macht es Eltern leichter, das vielfältige Angebot zu nutzen. Während sie im Konzertsaal sitzen, in der Bibliothek stöbern oder an einem VHS-Kurs teilnehmen, entdecken die Kinder ihre eigene Gasteig-Welt – mit Klang- und Hörerlebnissen, ersten Theatererfahrungen und spielerischem Zugang zu Kultur.
Nach Übernahme der Verantwortung für die Generalsanierung Mitte 2024 hat die MRG mit den ersten Vorbereitungen begonnen. Sie hat ein Team sowie die nötige Infrastruktur eingerichtet und die inhaltliche, juristische und organisatorische Umsetzung des vom Stadtrat gewünschten Partnering-Modells begonnen.
Im September 2025 startete die EU-weite Ausschreibung für einen Totalunternehmer, den Baupartner für das Großprojekt. Dieser soll bis Anfang/Mitte 2027 feststehen. Parallel finden bereits erste Planungen für die notwendige, vorgezogene Schadstoffsanierung des Gebäudes statt.
In der Pre-Construction-Phase arbeitet der Totalunternehmer gemeinsam mit dem Wettbewerbssieger des Architekturwettbewerbs -HENN Architekten - die vertiefende Planung inklusive Kostenkalkulation aus. Diese muss dem Stadtrat anschließend zur Freigabe vorgelegt werden. Die MRG steuert und koordiniert den Prozess und stellt die Einhaltung des Zeitplans sicher.
Parallel wird am Gebäude bereits die vorgezogene Schadstoffsanierung vorgenommen, um die Bausubstanz bis 2029 von schädlichen Substanzen zu befreien.
In der dritten Phase steht die bauliche Umsetzung des vom Stadtrat beschlossenen Gesamtkonzepts im Fokus. Auf die schrittweise Fertigstellung folgt die Betriebsaufnahme mit anschließendem Rückumzug der Einrichtungen und der feierlichen Eröffnung des Neuen Gasteig.
Ein Kernaspekt der Generalsanierung ist das sogenannte Partnering-Modell. Im Gegensatz zu klassischen Verfahren werden hier alle zentralen Akteure – Stadt, Planer, Architekten, Bauunternehmen – frühzeitig zusammengebracht. Ziel ist es, Risiken zu minimieren, Prozesse zu verschlanken und Lösungen gemeinsam zu entwickeln. Das Modell setzt auf Vertrauen und Transparenz und soll Kostenexplosionen oder Bauverzögerungen von Beginn an entgegenwirken.

Die Generalsanierung bietet die Chance, den Münchner Gasteig in seiner Besonderheit zu erhalten und unter modernen Vorzeichen weiterzuentwickeln. Nicht zufällig ist das Kulturhaus wegen seiner einzigartigen Kombination von unterschiedlich großen Konzertsälen, Auditorium, Bildungseinrichtungen und einer öffentlichen Bibliothek weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Der Entwurf von HENN Architekten erhält den Bestand und transformiert den Bau in einen offenen und demokratischen Raum. Alle im Haus vertretenen Kultur- und Bildungseinrichtungen treten in einen dynamischen Austausch ein – untereinander und mit der umgebenden Stadt.
Im Zuge der Sanierung soll der Gasteig transparenter und (licht-)durchlässiger werden. Teile der Backsteinfassade weichen großzügigen Glasflächen, die den Blick Richtung Isar, Rosenheimer Platz und Müller'sches Volksbad öffnen.
Die neue „Kulturbrücke“ verbindet künftig alle Teile des imposanten und weitläufigen Gebäudes miteinander. Sie soll aber nicht nur ein sichtbares Zeichen der Vernetzung zwischen den ansässigen Einrichtungen und ihren Nutzer*innen sein, sondern auch ein Ort, der für alle Münchnerinnen und Münchner barrierefrei zugänglich ist.
Die Kulturbrücke kann als Erschließungsraum, als Foyer, als Ausstellungs-, Experimentier- und Veranstaltungsfläche genutzt werden. Hier findet Demokratie statt: live und ohne Filter.

Die Freianlagen des Neuen Gasteig spiegeln die vielfältigen Funktionen und Nutzungen des Komplexes wider und verbinden diese mit der umgebenden Stadt.
Sie haben einerseits repräsentative Aufgaben und tragen dazu bei, den Gasteig zum einladenden Ziel für Gäste von Nah und Fern zu machen. Zugleich werden sie so geplant, dass sie auch für die Stadtgesellschaft multifunktional nutzbar und barrierefrei zugänglich sind. Trotz der exponierten Lage des Gasteig auf dem Isarhochufer kann mit ihrer Hilfe eine landschaftsarchitektonische Verbindung Richtung Innenstadt geschaffen werden.
Zugleich integrieren die zukünftigen Außen- und Grünanlagen alle Vorgaben und Erfordernisse des Landschafts- und Artenschutz, etwa den Erhalt alter Bäume.
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Die Generalsanierung des Gasteig ist per se ein Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung. Denn nichts ist nachhaltiger und demokratisch wirksamer, als einen funktionierenden Ort für gesellschaftliche Auseinandersetzung, für kulturelles Lernen und Lehren zu bewahren.
Und dieses „Bewahren" lohnt sich auch im Hinblick auf Klima und Ressourcen: Beim Siegerentwurf von HENN Architekten bleiben rund 90 Prozent der tragenden Bausubstanz erhalten. Das spart etwa 40.000 Tonnen CO₂ – so viel, wie in 1,25 Mio. m² Wald gespeichert ist – und reduziert damit erheblich den Verbrauch von grauer Energie.
Davon abgesehen greifen auch beim Gasteig – wo immer es möglich und ökologisch und baulich sinnvoll ist – Maßnahmen wie Photovoltaik, Fassadenbegrünung oder Baumpflanzungen. Auch der Natur- und Tierschutz – wie zum Beispiel die behutsame Umsiedlung der im Gasteiggemäuer beheimateten Mauersegler – spielt eine große Rolle.
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Hier finden Sie die neuesten Updates rund um die Generalsanierung des Gasteig.